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TINA

Prolog:

 

Die Morgendämmerung kleidete alles in ein vages, verträumtes Licht. Nebelseen füllten die weiten Täler. Der Wind strich sanft über Bäume, Büsche und Gräser. Ein Geschenk zwischen Traum und Wirklichkeit, als würde durch die grosse Macht eine Ruhepause kreiert. Die Luft lau, säuselnd. Kein Geräusch, nur das Tropfen der Feuchtigkeit, die von den tauschweren Blättern zum Boden und auf sein Gesicht fielen, es liebevoll reinigten, ihn zurückholten aus dem Erschöpfungschlaf, aus tiefen Träumen.

Der Boden bebte, und die wundersam weichen Nüstern seines Pferdes stupsten ihn, beinahe liebkosend, in den aufgehenden Tag. "Nein, ich will nicht. Ich wache heute nicht auf, lass mich, lasst mich alle!" Der Junge hielt seine Augen krampfhaft geschlossen, immer noch gefangen im Traum. Das Pferd schnaubte ihm ins Gesicht. Er wusste, dass die Stute ihre Lippen bis zu den Ohren zog. Sie lachte. Sie liebte es, ihn zu necken, und würde nicht aufhören mit ihrem Geschnaube, das immer feuchter wurde. Er war chancenlos. "Komm, wir müssen weiter! Es ist ein geschenkter Augenblick!"